Die 70er Jahre des letzten Jahrtausends in Key West. Eine andere Zeit, eine andere Welt. Eine Welt von Schatzsuchern, Hippies und Exzentrikern, von denen einige ihr Leben auf die für sie einzig wahre Fischerei konzentrieren: Der Jagd auf den großen silbernen Fisch mit der Fliege. Sandalen, Lulumba-Gedächtnis-krause und Stirnband, Sonnenbrillen mit runden Gläsern, Fliegenruten aus Hohlglas… der Film zeigt jene Epoche, als die Florida Keys noch weit, weit, unendlich weit von der heutigen touristischen Vermarktung entfernt waren, genauso weit wie das Salzwasserfliegenfischen von Kohlefaser und High-Tech Rollen. Kaum fünf Minuten des Filmes waren über den Bildschirm geflimmert, als ich gleichermaßen begeistert wie wehmütig realisierte, wie gerne ich dieses alte Key West erlebt hätte… Dazu die elektrisierenden Tarpon-Szenen… gewaltige Sprünge, rasselnde Kiemendeckel und das auf dem silbernen Schuppenpanzer gleißende Licht einer Sonne, wie sie nur auf die Keys scheint. Mangroveninseln, die über dem spiegelglatten Wasser in der Luft zu schweben scheinen, Tarponschwärme ziehen durch schillerndes Flachwasser, am Horizont wachen Türme von Kumuluswolken über eine Welt aus Türkis und Blau. Tarponfischende Freaks sinnieren vor der Kamera nach offenbar reichlichem Genuss rauchbarer Topfpflanzen darüber, was die Faszination des Tarpon ausmacht und warum die Begegnung mit diesem Fisch überhaupt nichts mit normalem Angeln zu tun hat. Den Beweis tritt der Film mit Aufnahmen vom Partyboat-Fischen an, die den krassen Kontrast zwischen „normaler“ Angelei mit Blut und Gemetzel auf der einen und respektvollem, ehrfürchtigem Umgang mit einer bewunderten Kreatur auf der anderen Seite mehr als deutlich zeigen. Schon damals wurden Tarpon „boatside released“, also vor dem Wiederfreilassen überhaupt nicht aus dem Wasser genommen! Vierzig Jahre sind vergangen, bis diese Praxis endlich zur allgemeingültigen Vorschrift in Florida wurde. Ja, diese zugekifften Fliegenfischer waren damals ihrer Zeit weit voraus.
Dieser Film ist einer der ersten „modernen“ Angelfilme. Es gibt kaum kurze Schnittabfolgen, die Szenen dauern immer etwas länger, als es unser Auge von heutigen Produktionen gewöhnt ist. Nachdem das Gehirn des Zuschauers sich darauf eingestellt hat, gewinnt das Zuschauen eine ungewohnt enstpannte Dimension. Ohne reizüberflutende Non-Stop Action werden Details sichtbar, die in heutigen Filmen über das Tarponfischen kaum noch zu finden sind. Auch die im Vergleich zu modernen Produktionen mindere Bildqualität schmälert keinesfalls das Filmvergnügen, ganz im Gegenteil. Es ist ein Zeitdokument über das Tarponfischen, als es wirklich noch eine Domäne weniger Freaks war. Die Musik zum Film ist von und mit keinem geringeren als Jimmy Buffet – hierzulande allenfalls bekannt für sein Stück „Margaritaville“ – ist dieser Musiker Kult und untrennbar verbunden mit dem ursprünglichen Lifestile der Floriday Keys.
Dieser Film ist ist ein MUSS für den passionierten Tarponfischer. Allerdings nur für jenen, den mit dieser Fischerei etwas anderes verbindet als nur der Wunsch, einen großen Fisch mit der Fliege zu fangen.
Spieldauer 53 Minuten, Format 16:9
0